Bodhisattva Kṣitigarbha – Der Hüter der Seelen und das grenzenlose Mitgefühl
In der Weite des buddhistischen Universums leuchtet der Name Kṣitigarbha wie ein stilles, unerschütterliches Licht in der Dunkelheit.
Während Kuan Yin als Verkörperung des größten Mitgefühls gilt, symbolisiert Kṣitigarbha das tiefste Versprechen der Rettung und Hoffnung, selbst für jene, die in den tiefsten Schichten des Leidens gefangen sind.
Wer ist Kṣitigarbha?
Kṣitigarbha (Sanskrit: „Erde“ – Kṣiti, „Schoß“ oder „Schatzkammer“ – Garbha) bedeutet wörtlich:
„Der Schatz der Erde“ oder „Der, der die unerschöpfliche Geduld und Fürsorge der Erde in sich trägt.“
Er ist einer der großen Bodhisattvas des Mahāyāna-Buddhismus, verehrt in China als Dì Zàng Wang Pusa (地藏菩薩) und in Japan als Jizō Bosatsu (地蔵菩薩).
Er verkörpert die unendliche Entschlossenheit, alle leidenden Wesen aus den niederen Daseinsbereichen – insbesondere den Höllen – zu befreien.

Sein Gelübde lautet:
„Solange die Hölle nicht leer ist, werde ich nicht zum Buddha werden.
Erst wenn alle fühlenden Wesen erlöst sind, werde ich in die Erleuchtung eingehen.“
Diese Worte sind Ausdruck eines grenzenlosen Mitgefühls, das selbst über die Dimensionen von Leben und Tod hinausreicht.
Die Geschichte von Kṣitigarbha
Die bekannteste Erzählung stammt aus dem Kṣitigarbha Bodhisattva Pūrvapraṇidhāna Sūtra – dem Sutra des großen Gelübdes.
Darin wird berichtet, dass Kṣitigarbha in einem früheren Leben eine junge Frau war, die ihre verstorbene Mutter aus den Höllen retten wollte.
Sie gelobte vor dem Buddha, niemals zu ruhen, bis alle Wesen aus dem Leid befreit sind.
Diese Hingabe und selbstlose Liebe verwandelten sie in den Bodhisattva Kṣitigarbha – eine Seele, die über unzählige Welten wandert, um Hoffnung in die dunkelsten Orte zu bringen.
In Ostasien wurde er zu einer der am meisten verehrten Gestalten des Mitgefühls:
In China, Korea und Japan sieht man seine Statuen an Wegkreuzungen, auf Friedhöfen und an Orten, an denen Menschen Abschied nehmen.
Er ist der Beschützer der Reisenden, der Kinder, der Verstorbenen und der Seelen im Übergang.
Bodhisattva Ksitigarbha wird als buddhistischer Mönch mit rasiertem Kopf, einfachen Gewändern und einem Stab dargestellt.
Seine Aufgaben und Symbole
Kṣitigarbha wird oft dargestellt als sanfter Mönch mit kahlrasiertem Kopf, einer Pilgerrobe, in der rechten Hand ein Khakkhara (Mönchsstab), und in der linken eine leuchtende Mani-Perle – das Symbol des Lichts, das Dunkelheit vertreibt.
Jedes dieser Symbole trägt tiefe Bedeutung:
- Der Stab öffnet die Tore der Hölle – er symbolisiert den Klang der Wahrheit, der alle Wesen aufweckt.
- Die Mani-Perle leuchtet im Dunkel – sie steht für Weisheit, die Unwissenheit und Furcht auflöst.
- Die Robe steht für Demut und Hingabe – das Gewand eines Dienenden, der zum Wohl aller handelt.
Bedeutung und Wirkung damals und heute
Zur Zeit des alten China suchten Bauern, Familien und Mönche gleichermaßen den Beistand Kṣitigarbhas.
Sie beteten zu ihm für verstorbene Angehörige, für Kinder, die früh starben, oder für Menschen, die auf Reisen gingen.
Er wurde zum Symbol des Trostes, wenn das Herz durch Verlust und Schmerz ging.
Heute, in einer modernen Welt voller innerer und äußerer Höllen – Depression, Einsamkeit, Krieg, Entfremdung – ist seine Energie aktueller denn je.

Kṣitigarbha erinnert uns daran, dass Mitgefühl keine Grenzen kennt, dass Hoffnung auch dort existiert, wo sie verloren scheint,
und dass die Erde selbst – still, geduldig, tragend – der größte Lehrer der Liebe ist.
Seine Lehre ruft uns auf:
„Gib niemanden auf. Nicht einmal dich selbst.“
Ein persönlicher Moment – Begegnung mit Kṣitigarbha in Österreich
Am Wochenende Zeit durfte ich, Natascha Natalie Ljubic, Bodhisattva Kṣitigarbha persönlich in einer berührenden Form in der Stupa begegnen.
Bei der Friedenstupa in Grafenwörth, errichtet von dem ehrwürdigen Mönch Bop Jon Sunim Tenzin Tharchin, steht eine Statue von Bodhisattva Kṣitigarbha in stiller, leuchtender Präsenz.
Dort, wo Gebete für den Weltfrieden gesprochen werden und die Energie von Mitgefühl und Heilung spürbar in der Luft liegt, steht Kṣitigarbha als Hüter und Träger des Lichts für alle Seelen.
Als ich vor dieser Statue stand, spürte ich tief im Herzen seine Botschaft:
„Selbst im größten Schmerz bist du nicht allein.
Das Mitgefühl der Erde hält dich, bis du wieder aufstehst.“
Dieser Moment war ein stilles Erwachen – eine Erinnerung daran, dass die Energie des Bodhisattva lebendig wirkt, auch hier, mitten in Österreich, an einem Ort der Stille und des Friedens. Hier ein Foto von mir mit dem Mönch Sunim der alles mit Spendengeldern erbaut hat.

Die spirituelle Wirkung
In der Meditation kann man sich mit Kṣitigarbha verbinden, indem man sein Mantra chantet:
„Om Kṣitigarbha Bodhisattva Ya“
Dieses Mantra öffnet das Herzchakra, beruhigt Angst, löst Trauer und schenkt eine tiefe Verwurzelung im Vertrauen.
Viele berichten, dass sie durch die Verbindung mit seiner Energie wieder inneren Halt finden – als würde die Erde selbst sagen: „Ich trage dich, egal wie tief du gefallen bist.“
Mantra „Namo Da Yuan Dizang Wang Pusa“ auf YouTube
Kṣitigarbha und Kuan Yin – zwei Kräfte des Mitgefühls
Kṣitigarbha und Kuan Yin sind wie zwei Seiten derselben göttlichen Liebe.
Kuan Yin bringt das aktive Mitgefühl – die heilende, schützende Hand, die sofort hilft.
Kṣitigarbha verkörpert das geduldige Mitgefühl – die stille Ausdauer, die niemals aufgibt, auch wenn die Dunkelheit überwiegt.
Beide lehren uns, dass wahres Mitgefühl kein Gefühl ist, sondern eine Entscheidung:
die Entscheidung, Licht zu bleiben – egal, wie dunkel es ist.
Schlussgedanke
Bodhisattva Kṣitigarbha ist nicht nur eine Figur aus alten Sutras – er ist eine lebendige Energie, die uns ruft, auch in der Dunkelheit Mitgefühl zu sein.
In einer Zeit, in der viele Menschen an Hoffnung verlieren, erinnert er uns an das Heilige in uns selbst:
die unzerstörbare Güte, die nie erlischt.
„Solange es Leid gibt, bleibe ich, um zu helfen.“
– Kṣitigarbha Bodhisattva
Von Herz zu Herz,
Natascha Natalie Ljubic
Kuan Yin Linienhalterin – Soul Teacher & Master Teacher der Tao Academy