Konfuzius (chin. Kǒng Fūzǐ, „Meister Kong“, ca. 551 – 479 v. Chr.) war einer der einflussreichsten Philosophen und Lehrer der chinesischen Geschichte. Seine Lehren, der Konfuzianismus, prägten die chinesische Kultur, Politik und Gesellschaft über mehr als zwei Jahrtausende.
1. Leben
- Geburt und Herkunft: Konfuzius wurde im Staat Lu (heute Provinz Shandong) in China geboren, zur Zeit der Frühlings- und Herbst-Periode, einer Epoche politischer Zersplitterung und sozialer Unruhe. Er stammte aus einer verarmten, aber ehemals adligen Familie.
- Beruflicher Werdegang: Er übte verschiedene kleinere Ämter aus, bevor er sich ganz der Lehrtätigkeit widmete. Sein Ziel war es, moralisch gefestigte und fähige Beamte auszubilden, um die chaotischen Zustände seiner Zeit zu beenden und eine harmonische Gesellschaft wiederherzustellen.
- Wanderjahre: Konfuzius reiste 13 Jahre lang mit seinen Schülern durch verschiedene Staaten, um seine Vorstellungen einer tugendhaften Regierung den Fürsten anzubieten, fand jedoch nur selten dauerhaft Gehör.
- Lehrtätigkeit: Er gilt als erster chinesischer Lehrer, der Bildung für alle zugänglich machte – unabhängig von der sozialen Herkunft. Seine Lehren wurden hauptsächlich von seinen Schülern in den „Gesprächen“ (Lunyu oder Analekten des Konfuzius) gesammelt und überliefert, da er selbst keine umfassenden Werke verfasste.
2. Kernlehren und Weisheiten
Die Lehren des Konfuzius sind eine ethische und politische Philosophie, die auf die Kultivierung des Einzelnen und die harmonische Gestaltung der Gesellschaft abzielen.
Die Fünf Kardinaltugenden (Wŭ Cháng)
Sie bilden den Kern der konfuzianischen Ethik:
- Rén (仁) – Menschlichkeit, Güte, Wohlwollen: Die wichtigste Tugend. Sie bedeutet, andere mit Mitgefühl und Freundlichkeit zu behandeln, und ist die Grundlage für alle anderen Tugenden. Sie wird oft durch die Goldene Regel ausgedrückt: „Was du selbst nicht wünschst, das tue auch nicht anderen an.“
- Yì (義) – Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit: Das Prinzip, das Richtige zu tun und nach moralischen Grundsätzen zu handeln, auch wenn es schwierig ist.
- Lǐ (禮) – Ritueller Anstand, Sitte, Etikette: Gemeint ist nicht nur die Einhaltung von Ritualen, sondern das richtige, respektvolle und formale Verhalten in jeder sozialen Situation. Lǐ schafft Ordnung und drückt innere Moral nach außen aus.
- Zhì (智) – Weisheit, Klugheit: Die Fähigkeit, das Gute vom Bösen zu unterscheiden und Rén sowie Yì im richtigen Moment anzuwenden.
- Xìn (信) – Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit: Die Pflicht, sein Wort zu halten und ehrlich zu sein, als Fundament für Vertrauen in allen Beziehungen.
Die Fünf menschlichen Beziehungen
Konfuzius sah die Gesellschaft als hierarchisch und auf gegenseitigem Respekt basierend an, wobei jede Beziehung Pflichten für beide Seiten impliziert (mit Ausnahme der Beziehung zwischen Freunden, die als gleichrangig gilt):
- Herrscher – Untertan (Gerechtigkeit und Loyalität)
- Vater – Sohn (Kindliche Pietät, Xiào)
- Ehemann – Ehefrau (Rollenklarheit und gegenseitiger Respekt)
- Älterer Bruder – Jüngerer Bruder (Ordnung und Achtung)
- Freund – Freund (Vertrauen und Ehrlichkeit)
Wichtige Weisheiten und Zitate
- „Lernen, ohne zu denken, ist eitel; denken, ohne zu lernen, ist gefährlich.“ (Betonung der Balance zwischen Theorie und Praxis.)
- „Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln: durch Nachdenken, das ist der edelste; durch Nachahmen, das ist der leichteste; und durch Erfahrung, das ist der bitterste.“
- „Der Edle strebt nach Harmonie, nicht nach Gleichheit.“
- „Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.“
3. Bedeutung und Wichtigkeit heute
Historische Bedeutung
- Der Konfuzianismus wurde unter der Han-Dynastie (ab 206 v. Chr.) zur Staatsideologie Chinas und blieb über Jahrhunderte die Grundlage für die Bürokratie, das Bildungswesen (Mandarin-Prüfungen) und das gesamte soziale Gefüge in China, Korea, Japan und Vietnam.
- Er formte das chinesische Ideal des „Edlen“ (Jūnzǐ), eines durch Bildung und moralische Kultivierung geformten Menschen, der die Verantwortung für die Gesellschaft trägt.
Aktuelle Relevanz
Obwohl der Konfuzianismus im 20. Jahrhundert in China zeitweise kritisiert oder unterdrückt wurde (z.B. während der Kulturrevolution), erlebt er heute eine Renaissance und besitzt weiterhin große Relevanz:
- Ethik und Moral: Die Betonung von Rén (Menschlichkeit) und Yì (Gerechtigkeit) liefert zeitlose ethische Richtlinien für ein tugendhaftes Leben.
- Familienwerte: Das Prinzip der Kindlichen Pietät (Xiào) und die Achtung vor den Älteren prägt weiterhin die starken Familienbande und den sozialen Zusammenhalt in ostasiatischen Gesellschaften.
- Bildung und Selbstkultivierung: Die konfuzianische Hochachtung vor Bildung als lebenslangem Prozess und als Mittel zur Charakterbildung ist ein zentraler Wert in vielen modernen Bildungssystemen und gilt als Motor für den wirtschaftlichen Erfolg vieler asiatischer Staaten.
- Soziale Harmonie: Sein Fokus auf Lǐ (Anstand, Etikette) und die Ordnung der sozialen Beziehungen fördert die Stabilität und den Inklusiven Humanismus in Gemeinschaften, was als Antwort auf extreme Formen des Individualismus gesehen werden kann.
Bedeutender chinesischer Philosoph
Konfuzius war ein bedeutender chinesischer Philosoph, der großen Einfluss auf die chinesische Kultur und Denkweise hatte. Er lebte von etwa 551 v. Chr. bis 479 v. Chr. während der Zhou-Dynastie in China. Geboren wurde er im Staat Lu, im heutigen Qufu in der Provinz Shandong.
Seine Lehren konzentrierten sich auf:
- Soziale Harmonie und moralisches Verhalten
- Die Bedeutung von Ritual und Anstand (Li)
- Menschlichkeit und Mitgefühl (Ren)
- Die kindliche Pietät und Respekt vor Älteren (Xiao)
- Gute Regierungsführung durch moralisches Vorbild
Konfuzius betonte eine hierarchische Gesellschaftsordnung, in der jeder seine Rolle kennt und erfüllt. Er glaubte, dass eine gute Gesellschaft auf den „Fünf Beziehungen“ basiert: zwischen Herrscher und Untertan, Vater und Sohn, Ehemann und Ehefrau, älterem und jüngerem Bruder sowie zwischen Freunden.
Seine Lehren wurden in den „Analekten“ (Lunyu) gesammelt, die seine Schüler nach seinem Tod zusammenstellten. Der Konfuzianismus entwickelte sich später zu einer der wichtigsten philosophischen Traditionen Ostasiens und beeinflusst bis heute die Kultur, Politik und Gesellschaft in China, Korea, Japan und Vietnam.
Die Schüler des Konfuzius
Konfuzius soll im Laufe seines Lebens etwa 3.000 Schüler gehabt haben, von denen 72 als besonders bedeutend gelten. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen:
- Zengzi (Zeng Shen): Bekannt für seine Betonung der kindlichen Pietät (Xiao). Ihm wird die Autorenschaft des klassischen Textes „Großes Lernen“ (Daxue) zugeschrieben.
- Yan Hui: Konfuzius‘ Lieblingsschüler, der für seine Tugend und seinen Eifer geschätzt wurde, jedoch jung starb. Konfuzius lobte ihn als den Schüler, der seine Lehren am besten verstand.
- Zigong: Ein wohlhabender Händler, der für seine Beredsamkeit und diplomatischen Fähigkeiten bekannt war.
- Zilu: Ein mutiger und direkter Schüler, der für seine Tapferkeit und Loyalität bekannt war.
- Mengzi (Menzius): Obwohl nicht direkter Schüler, gilt er als „zweiter Weiser“ nach Konfuzius und entwickelte dessen Lehren weiter.
- Zixia (Bu Shang): Ein Gelehrter, der für seine Kenntnisse der Poesie und Riten bekannt war. Nach Konfuzius‘ Tod verbreitete er dessen Lehren im Staat Wei und wurde ein bedeutender Lehrer.
- Zizhang (Zhuansun Shi): Bekannt für seine Intelligenz und sein Interesse an politischen Fragen. Er diskutierte oft mit Konfuzius über das ideale Regieren.
- Ziyou (Yan Yan): Ein Schüler, der später Beamter wurde und für seine Kenntnisse der Literatur und Musik geschätzt wurde.
- Zihua (Gongxi Chi): Bekannt für sein tiefes Verständnis der Riten und sein bescheidenes Wesen.
- Ran Qiu: Ein fähiger Administrator, der später hohe Positionen im Staat Lu erreichte.
- Min Ziqian: Bekannt für seine Kindesliebe und moralische Integrität. Eine berühmte Geschichte erzählt, wie er trotz der Misshandlung durch seine Stiefmutter seinem Vater gegenüber loyal blieb.
- Ran Geng (Boniu): Ein Schüler, der für seine Tugend hochgeschätzt wurde, aber krank wurde. Konfuzius besuchte ihn und beklagte sein Schicksal.
- Duanmu Ci (Zigong): Ein kluger Diplomat und erfolgreicher Geschäftsmann, der für seinen scharfen Verstand und seine Redegewandtheit bekannt war.
- Zhong You (Zilu): Ein mutiger und direkter Schüler, der später im Dienst der Familie Ji im Staat Lu stand und einen gewaltsamen Tod fand.
Die Analekten (Lunyu):
Die Analekten sind die wichtigste Quelle für Konfuzius‘ Lehren:
- Sie wurden nach seinem Tod von seinen Schülern und deren Nachfolgern zusammengestellt, vermutlich über mehrere Generationen hinweg.
- Der Text besteht aus 20 Büchern mit kurzen Dialogen, Aussprüchen und Anekdoten.
- Die heutige Form der Analekten entstand wahrscheinlich in der frühen Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.).
- Die Analekten sind nicht systematisch geordnet, sondern eher eine Sammlung von Gesprächen und Lehren zu verschiedenen Themen.
- Charakteristisch ist der oft knappe, aphoristische Stil, der viel Raum für Interpretation lässt.
- Berühmte Aussprüche aus den Analekten sind zum Beispiel:
- „Lernen ohne zu denken ist vergebliche Mühe; denken ohne zu lernen ist gefährlich.“
- „Der Edle strebt nach Harmonie, nicht nach Gleichheit. Der Gemeine strebt nach Gleichheit, nicht nach Harmonie.“
Die Analekten bilden zusammen mit drei anderen Texten die „Vier Bücher“, die in der Song-Dynastie zum Kernbestand der konfuzianischen Lehre erklärt wurden und für das kaiserliche Prüfungssystem in China zentral waren.
Konfuzius hatte unterschiedliche Beziehungen zu seinen Schülern und erkannte deren verschiedene Stärken. In den Analekten gibt es Passagen, in denen er die besonderen Talente bestimmter Schüler hervorhebt und sie entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten unterrichtet. Dies zeigt seinen differenzierten pädagogischen Ansatz, der auf die Persönlichkeit und die Begabungen des einzelnen Schülers einging.
Bildung und Selbstkultivierung
Lernen und Reflexion „Lernen ohne zu denken ist vergebliche Mühe; denken ohne zu lernen ist gefährlich.“ Wahre Bildung verbindet Studium mit kritischer Reflexion.
Der Edle (Jūnzǐ) Das Ideal des „Edlen“ oder „vornehmen Menschen“ – eine Person, die durch ständige Selbstkultivierung moralische Exzellenz erreicht. Der Edle strebt nicht nach materiellen Vorteilen, sondern nach moralischer Perfektion.
Politische Philosophie
Regieren durch Tugend „Regiere das Volk durch Erlasse und halte es in Ordnung durch Strafen, und es wird den Strafen ausweichen, aber kein Schamgefühl kennen. Regiere es durch Tugend und halte es in Ordnung durch die Riten, und es wird Schamgefühl entwickeln und zudem gut werden.“
Die Richtigstellung der Namen (Zhèngmíng) Die Vorstellung, dass soziale Harmonie entsteht, wenn jeder seine Rolle gemäß seinem Titel erfüllt. Wenn der Herrscher wie ein Herrscher, der Minister wie ein Minister, der Vater wie ein Vater und der Sohn wie ein Sohn handelt, ist die Gesellschaft in Ordnung.
Praktische Lebensweisheit
Der Mittlere Weg Konfuzius lehrte Mäßigung und Ausgewogenheit – das Vermeiden von Extremen in allen Lebensbereichen.
Die Goldene Regel „Was du selbst nicht wünschst, das tue nicht anderen an.“ Diese negative Form der Goldenen Regel betont die Rücksichtnahme auf andere.
Konfuzius‘ Lehren sind nicht dogmatisch oder religiös im engeren Sinne, sondern pragmatisch auf das menschliche Zusammenleben ausgerichtet. Sie zielten darauf ab, eine harmonische Gesellschaft durch moralische Selbstkultivierung zu schaffen, beginnend bei jedem einzelnen Menschen.
Bekannte Zitate von Konfuzius
Hier sind einige der bekanntesten und einflussreichsten Aussprüche des Konfuzius aus den Analekten:
Über Lernen und Wissen:
- „Lernen ohne zu denken ist vergebliche Mühe; denken ohne zu lernen ist gefährlich.“
- „Wer das Alte warmhält und Neues erkennt, der kann ein Lehrer sein.“
- „Ich erzähle nicht demjenigen, der nicht danach dürstet zu wissen; ich helfe nicht demjenigen, der nicht danach strebt, sich auszudrücken.“
- „In Gesellschaft von drei Personen finde ich sicherlich einen Lehrer. Ich wähle ihre guten Eigenschaften und folge ihnen, ihre schlechten dienen mir als Warnung.“
Über persönliche Moral und Selbstkultivierung:
- „Der Edle macht Anforderungen an sich selbst, der Gemeine macht Anforderungen an andere.“
- „Sich selbst zu überwinden und zu den Riten zurückzukehren, ist Menschlichkeit.“
- „Der Edle ist langsam im Reden und eifrig im Handeln.“
- „Begegne ich einem tugendhaften Menschen, so versuche ich, ihm gleichzukommen. Begegne ich einem schlechten Menschen, so prüfe ich mich selbst.“
Über menschliche Beziehungen:
- „Was du selbst nicht wünschst, das tue nicht anderen an.“
- „Ist denn die Menschlichkeit so fern? Sobald ich sie wünsche, ist sie da.“
- „Unter Menschen, die in Harmonie leben, ohne die Eintönigkeit der Gleichheit, herrscht der Edle; unter Menschen, die in Gleichheit leben ohne Harmonie, herrscht der Gemeine.“
Über Führung und Politik:
- „Wenn der Fürst selbst aufrichtig ist, dann werden die Menschen ohne Befehle ihre Pflicht tun; ist der Fürst nicht aufrichtig, so werden sie trotz aller Befehle nicht gehorchen.“
- „Regiere das Volk durch Verordnungen, halte Ordnung durch Strafen, und das Volk wird sie umgehen und keine Scham kennen. Regiere durch moralische Kraft, halte Ordnung durch die Riten, und das Volk wird Scham empfinden und sich selbst bessern.“
- „Um ein Land zu regieren, das tausend Kriegswagen hat, muss man gewissenhaft in Staatsangelegenheiten sein, vertrauenswürdig, sparsam, die Menschen lieben und sie zur richtigen Zeit einsetzen.“
Über den Lebensweg:
- „Mit fünfzehn widmete ich mich dem Lernen. Mit dreißig stand ich fest. Mit vierzig hatte ich keine Zweifel mehr. Mit fünfzig erkannte ich des Himmels Gebot. Mit sechzig wurde mein Ohr aufnahmebereit. Mit siebzig konnte ich meinem Herzen folgen, ohne das Maß zu überschreiten.“
- „Der Weg ist nicht fern vom Menschen. Wenn jemand einen Weg wählt, der fern vom Menschen ist, kann das kein Weg sein.“
- „Der Edle sorgt sich um die Tugend, der Gemeine um Besitz. Der Edle denkt an Strafe, der Gemeine an Begünstigung.“
Diese Zitate spiegeln die zeitlose Weisheit des Konfuzius wider und sind auch heute noch relevant für Fragen der persönlichen Ethik, zwischenmenschlichen Beziehungen und guter Führung.